Patientin 04 – Dr. Bashir, I presume

Gastgeber: Caro & René

Wir besprechen die Episode „Dr. Bashir, I presume“ der Serie „Star Trek: Deep Space 9“ aus Staffel 5, Episode 16. Wir legen unseren Fokus auf medizinische Themen und versuchen sie auch aus zeitgenössischer Sicht als Ärzt:innen zu beleuchten.

In dieser Folge haben wir uns über folgende Themen unterhalten:

  • 00:00 Intro & Begrüßung
  • 00:46 Ein bis zwei Fragen des Discovery Panels
  • 01:31 Diploidie & Polyploidie
  • 02:34 Die Herzklappen der Orions
  • 03:59 Episodenzusammenfassung
  • 10:51 Greenhorn Dr. Julian Bashir
  • 12:26 Julian und seine vermeintlichen Romanzen
  • 13:55 Hologramme als ÄrztIn
  • 15:13 KI und deren Formen in der Medizin
  • 17:47 KI im OP
  • 18:56 Verursacht KI schlechtere humanoide Operateure
  • 20:22 KI in der ÄrztIn – PatientIn Beziehung
  • 23:45 KI und Hologramme als Individuum
  • 25:38 Die DNA Resequenzierung von Julian
  • 28:34 Was ist denn das für eine Gesellschaft?
  • 29:53 Ist er in dieser (utopischen?) Gesellschaft Außenseiter?
  • 33:03 DNA Sequenzierung
  • 34:19 Genschere CRISPR / Cas9
  • 36:25 Lulu und Nana
  • 38:38 Ethische Debatte um Genmanipulation
  • 41:15 Gentherapie
  • 42:37 Therapie vs. Design
  • 48:49 Unnatural, a Freak, a Monster – NOT
  • 50:31 Für Risiken fragen Sie Ihre ExomedizinerIn
  • 54:00 Die Ich-Perspektive als ÄrztIn
  • 57:12 Fazit
  • 61:04 Nehmt mit uns Kontakt auf!
  • 61:44 Moral ist nicht egal!

Wir freuen uns, von Euch zu hören!


Ressources:

5 Antworten auf „Patientin 04 – Dr. Bashir, I presume“

  1. Hallihallo,

    hui, da habt ihr ja einige Fässer aufgemacht. Das ist, glaube ich, da erste Mal, dass ich mir beim Hören eines Podcasts Notizen gemacht habe, um meine Gedanken dazu etwas zu ordnen. Ich bin mal gespannt, wie lang und/oder kohärent dieser Kommentar jetzt wird.

    Man muss dazu sagen, ich komme aus dem pädagogischen Bereich, daher war mein Hauptfokus bei der Folge der Inklusionsaspekt, den ihr ja auch angesprochen habt. Ich habe selber keine Sonderpädagogik studiert und kann daher nur auf Erfahrungswerte von Kommiliton:innen und allgemeinere Inklusionsvorlesungen zurückgreifen, würde bei Julian (bzw. als Kind: Jules) aber ferndiagnostisch diverse sonderpädagogische Förderschwerpunkte sehen (hauptsächlich wahrscheinlich Lernen). Das wirft die Frage auf: Wie sieht es im 24. Jahrhundert mit Sonderpädagog:innen an Schulen aus?

    Wenn wir davon ausgehen, dass Kinder verschiedener Spezies gemeinsam unterrichtet werden, wie es zumindest aus DS9 ja der Fall ist, ergeben sich ja ganz neue Anforderungen an die Individualisierung von Unterricht. Schule auf DS9 wäre sowieso ein eigenes Thema für sich: erst nur Fernunterricht, der reicht aber nicht, um die Funktionen von Schule zu erfüllen; Quereinsteigerin Keiko meint, mit einem Raum, Computern und „Ich müsste mir natürlich einen innovativen Lehrplan überlegen.“ könnte man Kindern unterschiedlicher Altersklassen aus unterschiedlichen Spezies mit verschiedenen kulturellen Hintergründen gerecht werden…aber ich schweife ab.) Wo war ich? Ach ja, Individualisierung.

    Schule bzw. Unterricht müsste im 24. Jahrhundert noch viel stärker individualisiert sein als heute. Die Rückmeldung, die Julians/Jules Eltern bekommen bzw. die bei ihnen hängen bleibt, ist jedoch nicht: „Jules gefällt es in der Schule. Er lernt in seinem eigenen Tempo und spielt gerne mit den anderen Kindern.“, sondern: „Er kann in allen Bereichen viel weniger als die anderen Kinder.“ Wir haben hier also immer noch eine eher soziale als eine individuelle Bezugsnorm.

    Das stößt natürlich an den Ehrgeiz des Vaters. Hier ist die Reaktion des Umfeldes auch interessant. So wie Julian sich verhält, ist ihm der berufliche Werdegang seines Vaters unangenehm und er geht davon aus, dass die Anderen ihn als Versager einstufen. Ich glaube, das Discoverypanel hatte auch schon mal diskutiert, wieso eine Gesellschaft, in der kein Mangel an Ressourcen besteht, ein Problem damit haben könnte, wenn jemand seinen*ihren Neigungen nachgeht, ohne einen maximal produktiven Beitrag für die Gesellschaft zu leisten.

    Das wird natürlich auch immer einem Stück weit der Perspektive der Macher*innen und des Publikums der Serie geschuldet sein, aber Noq ist es bspw. ja auch unangenehm, dass er zunächst ein funktionaler Analphabet ist, lernt dann mit Jakes Hilfe (heimlich) lesen und wird am Schluss in die Sternenflotte aufgenommen und von allen als produktives Mitglied der Gesellschaft gefeiert. Wohlwollender betrachtet haben wir hier natürlich das Beispiel einer Bildungsbiografie, die eine sehr positive Wendung genommen hat.
    Vielleicht hat Jake einfach eine überdurchschnittlich hohe soziale Kompetenz, die ihn dazu bringt, seinem Freund zu helfen. Ich würde darin aber lieber ein Beispiel sehen, dass Kinder durchaus in der Lage sind, sich gegenseitig zu helfen, von einander lernen und insgesamt ganz normal miteinander umzugehen, auch wenn beispielsweise Förderbedarf oder eine Behinderung besteht.
    Das ist ja auch der Grundgedanke hinter Inklusion an Schulen, die momentan seeehhhr ausbaufähig ist. Bis zum 24. Jahrhundert habe ich da aber durchaus Hoffnung und Julian und Miles liefern uns, wie ihr gesagt habt, ja auch schon einen Eindruck, wie das unter Freunden aussehen kann.

    Ich hatte eigentlich noch anderthalb Gedanken zur genetischen Manipulation in Star Trek. Vielleicht packe ich die noch einen getrennten Kommentar. Der würde dann auch kürzer werden, dieser ist jetzt jedenfalls schon lang genug.

    Lebt lange und in Frieden

  2. Hallo,

    zunächst herzlichen Dank für Deinen Beitrag!

    Es ist total spannend, dass Du unsere Überlegungen zum Thema Bildung/Schule/Ausbildung aus pädagogischer Sicht aufgegriffen hast. Ich fand den Begriff der „Individualisierung“ sehr treffend, auch, weil ich mit der Bezeichnung „Inklusion“, wie wir sie im Podcast verwendet haben, nicht ganz glücklich war. Aus dem pädagogisch-arbeitenden Bekanntenkreis und auch durch Erfahrungen aus dem Umfeld weiß ich, dass diesem Konzept aktuell sehr viel aufgeladen wird und – wie Du es ja auch angedeutet hast – die damit verbundenen Hoffnungen und Erwartungen leider oft nicht erfüllt werden (können) unter den bestehenden Bedingungen.

    Deinem Eindruck, dass der Leistungsgedanke sowohl für Jules/Julian, als auch für seinen Vater so betont wird als Motivation hinter ihren Entscheidungen, entsprach auch aus unserer Sicht eher dem gesellschaftlichen Status quo als einer Utopie, in der das Individuum sich gemäß seinen Möglichkeiten, Bedürfnissen und Wünschen entwickeln und entfalten kann.

    Zum einen dient dies vielleicht der Tatsache, dass die Story dadurch für den Zuschauer mehr Bezüge zur eigenen Realität herstellen und nachvollziehbar werden kann. Zum anderen wirft sie aber eventuell auch die Frage auf, ob wir tatsächlich in der Zukunft frei sein werden vom individuellen Streben nach Erfolg und Anerkennung oder ob dies ein Wesenszug bleiben wird, der uns Menschen ausmacht. Dann bestünde die Aufgabe umso mehr darin, trotzdem Strukturen zu schaffen, um allen Individuen innerhalb einer Gesellschaft ein gutes und gerechtes Lebensumfeld zu bieten.

    Viele Grüße, C.

  3. Hallo ihr, hier klinke ich mich gerne ein. Caro, du endest genau mit dem Grundgedanken von Inklusion. Ich finde die vulkanische Philosophie des IDIC bzw. UMUK (Infinite Diversity in Infinite Combinations), die Unendliche Mannigfaltigkeit in Unendlichen Kombinationen, beschreibt es so wunderbar. Inklusion soll eine Grundstellung der Gesellschaft sein. Sobald andere Bedürfnisse vorhanden sind, als vor Ort gerade gedeckt werden, ist es das Ziel durch Anpassungen für alle zugänglich zu sein, Teilhabe aller zu gewährleisten. Das wird auch bedeuten, dass jeder etwas Rücksicht nimmt, in alle Richtungen. Individuelle Bedürfnisse können auch zu wider laufen bzw. alles vorzuhalten ist nicht möglich, aber beim Aufkommen des Bedarfs soll dieser bald gedeckt werden können, auch und vor allem im Miteinander. Dazu ist es wichtig, dass wir uns alle kennen, also mit Bedürfnissen anderer vertraut sind. Inklusion soll nicht der Palmzweig „Regelschulbesuch von einem behinderten Kind“ sein, aber darin Regeleinrichtungen und -schulen für alle zu öffnen und diese auch so auszustatten, bzw. die Offenheit zu haben sich ausstatten zu lassen, ist ein gutes Fundament. So können wir uns gegenseitig mit unseren Bedürfnissen kennenlernen, etwas das ein ganzes Leben begleiten kann. Ich erlebe es wie Kinder voneinander und miteinander lernen, die ohne Inklusion keine Berührungspunkte hätten, es ist für mich pures IDIC.

    Wenn Verständnis dafür da ist, dass wir alle unterschiedlich sind und das in vielen Aspekten, dann gibt es sicher auch Drehbücher die die Grundidee der Utopie besser wiedergeben, bzw. dann sind wir auf dem Weg zu einer inklusiven Gesellschaft.

    1. Hallo und herzlichen Dank für Deinen Beitrag und den Verweis auf
      IDIC.
      „Infinite Diversity in Infinite Combinations“ – hier ist wirklich schon so vieles in wenigen Worten enthalten. Ganz wichtig finde ich den Punkt, den Du mit dem „Kennen-lernen“ angesprochen hast. Die Erfahrungen, die wir mit anderen Menschen machen, sind auch ein fortlaufendes Lernen voneinander. Und je mehr Diversität uns in dem Gegenüber begegnet, umso mehr erweitert sich auch unsere eigene Perspektive. IDIC greift damit das Wertvolle auf, das der Idee zugrunde liegt und von dem letztlich alle profitieren, die daran beteiligt sind.

      Viele Grüße, C.

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