Patientin 06 – Critical Care

Gastgeber:innen Caro & René

Wir besprechen die Episode „Critical Care“ der Serie „Star Trek: Voyager“ aus Staffel 7, Episode 5. Wir legen unseren Fokus auf medizinische Themen und versuchen sie auch aus zeitgenössischer Sicht als Ärzt:innen zu beleuchten.

In dieser Folge haben wir uns über folgende Themen unterhalten:

  • 00:00 Intro & Begrüßung
  • 01:03 Feedback
  • 02:43 Episodenzusammenfassung
  • 06:19 Übersetzung von Critical Care
  • 07:40 Level Medicine
  • 08:35 Hilfeleistung
  • 10:41 Der Hippokratische Eid
  • 15:39 Level blue Medicine
  • 16:06 Gesellsch. Impact des Individuums
  • 20:24 KI als oberste Instanz
  • 21:42 Die Wertigkeit des Individuums
  • 28:56 Der Doctor hintergeht das System
  • 34:11 Ärztliche Arroganz
  • 39:04 Der Doctor foltert
  • 42:49 Dem Individuum verpflichtet
  • 46:23 Zwei-Klassen-Medizin
  • 52:41 Verteilung von knappen Arzneimitteln
  • 56:25 Das eigene Handeln hinterfragen
  • 58:19 Fazit der Folge
  • 61:53 Und nochmal Folter
  • 65:51 Teamarbeit
  • 66:26 Wir holen tief Luft
  • 66:33 Moral ist nicht egal

Wir freuen uns, von Euch zu hören!


Ressources:

2 Antworten auf „Patientin 06 – Critical Care“

  1. Jolan tru,

    die Folge gehört mit zu meinen Lieblingsepisoden, entsprechend häufig habe ich sie inzwischen schon (in verschiedenen Synchronisationen) gesehen. Daher hab ich mich auch sehr auf und über eure Besprechung gefreut und war dann doch erstaunt, an wie vielen Stellen ihr mir auch nochmal ganz neue Blickwinkel auf Handlungsstränge und Szenen eröffnet habt.

    Eine Szene, die nach den Zeugniskonferenzen letzte Woche besonders in meinem Kopf wiedergehalt hat: „Es ist sehr viel komplizierter. Der Zuteiler bewertet das ganze Individuum.“ „Und reduziert sein Leben auf eine Nummer.“ Ouch, I felt that. (Inklusive des Grundtenors von wegen: „Du hast ja die gleichen Chancen wie alle anderen, dich zu verbessern.“ Theoretisch ja, praktisch doch etwas schwieriger.) Aber das nur am Rande.

    Ansonsten treibt die Folge ja irgendwie das Konzept, systemrelavanter (für mich das Unwort des Jahres) Menschen und Berufe auf die Spitze. Wie weit sind wir bereit, Individuen einzuschränken, um die Gesellschaft am Laufen zu halten? Bei Anti-Aging vs. lebensrettend stellt sich die Frage natürlich eigentlich nicht. Aber wenn ihre Ressourcen wirklich so begrenzt sind, ist die Entscheidung (zumindest bei Etablierung des Zuteilers) vermutlich wirklich die gewesen, wem von zwei gleichermaßen kranken Individuen man die letzte Dosis des rettenden Medikaments gibt. Das Dilemma hat den Doktor ja in „Verborgene Bilder“ selbst in eine Krise gestürzt.

    Insgesamt wirkt der Doktor in dieser Eprisode finde ich sehr menschlich (Hin-und-Her-Transferiert-Werden mal ausgeklammert). Von einem Programm könnte man ja eher erwarten, dass er das gegebene Gesellschaftsmodell als neue Rahmenbedinung akzeptiert und ihm die Rationalisierung sogar eher entgegen kommt als perönliche Verbindungen zu den Patient:innen.

    Mit seiner Empörung und, wie ihr ja auch meintet, Arroganz ist er bei Star Trek aber in guter Gesellschaft. Das Phänomen, dass wir eine andere Spezies oder Gesellschaft grade erst kennenlernen und unsere Crew innerhalb kürzester Zeit eine Lösung für alle Probleme herbeizaubert, sehen wir ja in diversen Folgen (und es zieht sich bis in die dritte Staffel Discovery). Das hat manchmal einen ziemlich bitteren Beigeschmack, weil wir auch nur seltenst die Langzeitfolgen von diesem Einfluss sehen. Vielleicht wird das Gesundheitssystem ja komplett umgekrempelt und sie fallen in die gleiche Ressorcenknappheit zurück, aus der der Zuteiler sie eigentlich befreien sollte. Da die Voyager einfach weiterfliegt, wirkt das immer etwas konsequenzlos.

    Spannend finde ich auch die Unterhaltung des Doktors mit Seven am Schluss. Diese findet sein Vorgehen ja durchaus gerechtfertigt, da er das Wohl von Wenigen dem eines Kollektivs geopfert hätte. Aber mit der Überlegung von eben macht er ja eigentlich fast das Gegenteil. Zum Wohl der Wenigen, die er persönlich kennt, ist er im Zweifel bereit, das Funktionieren einer gesamten Gesellschaft zu opfern. Auch hier natürlich wieder das Dilemma, inwieweit sich Leben überhaupt gegeneinander aufrechnen lassen. Und er meint ja auch, dass er nicht unbedingt die Borgideale anstrebe.

    Diese Ideal der Borg decken sich hier zu einem großen Teil mit Spocks gerne zitiertem Satz „The need of the many outweights the need of the few.“. Bei der Programmierung des Doktors scheinen also eher menschliche als vulkanische Moralvorstellungen zum Einsatz gekommen zu sein (generell sind bei der Vielzahl von Spezies in der Förderation Menschen überdurchschnittlich häufig der Maßstab), aber vielleicht hatte er auch einfach nur mehr menschliche Vorbilder auf der Voyager als vulkanische.

    Beim Vulkanier Tuvok stellt sich ohnehin die Frage, inwieweit er zum moralischen Vorbild getaugt hätte, wenn wir uns seine Verhörmethoden mal anschauen. Gedankenverschmelzung ohne gegenseitiges Einverständnis wird in Star Trek schließlich immer wieder als sehr traumatisch beschrieben und in anglophonen Metatexten teilweise auch als „mind rape“ bezeichnet. Und „Moraloffizier“ Neelix, der ihm das noch mehr oder weniger (eher weniger) ernsthaft ankreidet, vergiftet den Gefangenen seinerseits absichtlich…

    Ein Glück, dass wir euren Podcast haben, um den moralischen Kompass an Bord mal wieder etwas auszurichten 😉

    Lebt lange und in Frieden!

    1. Hallo und herzlichen Dank für Deinen Kommentar!

      Es ist total spannend für uns, wenn unsere Perspektive auf eine Folge und die daraus resultierenden Konfliktfelder durch andere Sichtweisen ergänzt wird. Gerade, wenn die Themen „Gerechtigkeit“ und „Chancengleichheit“ behandelt werden, ist die Verbindung zu Bildung und Entwicklung des Individuums schnell im Fokus – und so wird ein medizinisches Thema auch zu einem gesellschaftlichen.

      Wichtig finde ich Deine Anmerkung zu den längerfristigen Folgen von Interventionen. Tatsächlich werden diese ja kaum thematisiert, obwohl das sehr spannend ist. Die Frage der Auswirkungen, wenn man von außen in ein System eingreift, ist ja auch ein bleibendes Dilemma, wenn es um Entwicklungshilfe geht, einen Bereich, den wir im Podcast ganz kurz angesprochen habe und der ebenfalls häufig mit der Problematik „gut-gemeint-ist-nicht-immer-gut-gemacht“ zu kämpfen hat. Auf der anderen Seite können Projekte, die von außen kommen, durchaus eine positive Dynamik im Inneren anstoßen, die dann unabhängig davon weiterläuft und den Beteiligten Hoffnung und Motivation gibt.

      Wir freuen uns auf hoffentlich viele weitere interdisziplinäre Gespräche!

      Bis dahin viele Grüße, Caro

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